Von Kreuzberg bis Friedrichshain- Solidarität mit der Rigaer94

 

Wir wissen wie es ist, wenn sie kommen, in unsere Räume eindringen, sie mit ihrer Anwesenheit beschmutzen, durchsuchen, uns unsere Sachen wegnehmen. Zweifelsfrei ist es nicht dasselbe, denn wir leben nicht in diesen vier Wänden und doch lieben wir sie.

Es sind Räume, die wir gemeinsam aufbauen, ausstatten, nutzen und teilen. Dort haben die Bullen nichts verloren, denn wir sind voller Hass und jeder Schritt durch eine unserer Türen ist einer zu viel.

Wir sind ihnen ein Dorn im Auge, weil wir uns klar gegen dieses System stellen, für das sie die Handlanger sind.

So geht es auch den Gefährt:innen in der Rigaer 94. Sie kämpfen als Bewohner:innen, Besucher:innen und Unterstützer:innen gemeinsam, leisten kollektiven Widerstand und lassen sich nicht vereinnahmen.

Der Kiez rund um die Rigaer 94 wird mehr und mehr gentrifiziert, die Liebig 34 wurde geräumt, der Dorfplatz dominiert von einem Zaun rund um deren leeren Mauern und es entstehen mehr und mehr schicke Eigentumswohnungen.

Wenn die Rigaer 94 fällt, geht ein wichtiger Ort für unsere Selbstbestimmung und den Widerstand in dieser Stadt verloren.

In Kreuzberg ist dieser Prozess weit vorangeschritten. Die wenigen übrigen Projekte wurden gekauft, wodurch auch wir noch den Luxus einer Existenz in diesem Kiez haben. Jedoch verschwinden all diejenigen Projekte, welche sich das nicht leisten können, nicht kaufen wollen oder deren Eigentümer:innen sich weigern an Projekte zu verkaufen.

Wir mussten in den letzten Jahren zusehen, wie die Ohlauer Schule geräumt wurde, wie der Görli zu einem Hochsicherheitspark gemacht wurde, wie die Meuterei oder der Buchladen Kisch & Co um ihren Verbleib in diesem Kiez kämpfen und mehr und mehr Leute wegziehen mussten, weil sie sich die Mieten nicht mehr leisten können.

Das, was hier neu entsteht, gehört nicht zu unserer Vorstellung eines guten Lebens. Coworking-Spaces, Google, Amazon und Start-Ups jeder Couleur machen es schwer in Kreuzberg noch selbstbestimmte Orte zu finden. Orte außerhalb von Konsum und Lohnarbeit.

Gegen den Ausverkauf der Stadt müssen wir aktiv Widerstand leisten und diejenigen unterstützen, die wegen ihrer Kämpfe in den Fokus der Verantwortlichen rücken.

Im letzten Jahr wurden in Berlin mehrere Häuser und Projekte geräumt und die Angriffe gehen weiter. In der Rigaer 94 gibt es keinen Räumungstitel, aber eine politische Kampagne, die den Besitzenden (wer auch immer das ist) den Rücken stärkt. Trotz öffentlichwirksam inszeniertem Mietendeckel und Rückkaufrecht soll diese Stadt zuallererst attraktiv für Investitionen jeder Art bleiben. Um die entstehende Stadt der Reichen zu festigen werden die Viertel „gesäubert“ durch sogenannte kriminalitätsbelastete Orte und ihre Sondereinheiten, durch rassistische Hetze gegen migrantische Bewohner*innen in Neukölln und Kreuzberg und durch Propaganda gegen all jene Angriffe, die sich gegen dieser Entwicklungen richten.

Wir wissen nicht, was sie vorhaben, aber allein die Ankündigung das Haus mit den Bullen zu betreten ohne, dass wir sicher sein können, dass sie es wieder verlassen, ist Grund genug für Alarmbereitschaft, einen Aufruf zur Solidarität und aktive Vorbereitung gegen diesen Angriff.

Selbst wenn sie nicht räumen, nicht bleiben, keine Security im Haus installieren oder es doch tatsächlich anzünden, um ihre Propaganda zu bestätigen, müssen wir uns gegen ihr Eindringen wehren.

Wir solidarisieren uns mit der Rigaer 94 und allen bedrohten und von Repression betroffenen Projekten und fordern dazu auf, aktiv zu werden.

Lasst uns nicht darauf warten, dass sie kommen und uns dann erst eine Reaktion überlegen. Wir können ihren Angriff auf uns vorbereiten. Wir können eine Gegenöffentlichkeit schaffen, die ihnen deutlich zeigt, dass wir ihre Offensive gegen uns nicht einfach hinnehmen.

Haltet euch auf dem Laufenden, seid aufmerksam und solidarisch, organisiert euch und eure Strukturen. Ohne Widerstand werden sie die Rigaer 94 nicht bekommen.

 

One Struggle! One Fight!

 

Anarchistische Bibliothek Kalabal!k


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