Buchtipp #1

Normalerweise organisieren wir Veranstaltungen, verleihen Bücher und sind ein Ort für Austausch und Diskussionen. Wir wollen trotz der erzwungenen Pause nicht den Kopf in den Sand stecken und euch darum in nächster Zeit mit einigen Buchvorschlägen versorgen. Aktuell ist es immerhin noch möglich (zumindest in Berlin) sich bei den liebsten Buchläden mit neuem Lesestoff zu versorgen.

Buchläden in Berlin:


Evgenij Samjatin – Wir

„Ich musste viel Unwahrscheinliches über die Zeiten lesen und hören, als die Menschen noch im freien, d.h. im unorganisierten, wilden Zustand waren. Doch als das Unwahrscheinlichste erschien mir immer gerade das: wie konnte die damalige staatliche Regierung – mag sie auch noch im Embryonalzustand gewesen sein – es zulassen, dass die Menschen ohne irgendetwas Ähnliches wie unsere Gebotstafeln lebten, ohne verpflichtende Spaziergänge, ohne genaue Regulierung der Essenszeiten, dass sie aufstanden und sich schlafen legten, wenn es ihnen gerade in den Kopf kam; einige Historiker sagen sogar, es hätten in diesen Zeiten auf den Straßen die ganze Nacht Lichter gebrannt, man sei die ganze Nacht auf den Straßen gegangen und gefahren.“

Tunesien 2020: Überprüfung der Ausgangssperre durch Robocops.

Der dystopische Roman wurde bereits 1920 verfasst und diente als Vorlage für Orwells „1984“ sowie Huxleys „Schöne neue Welt“. Auch wenn dieser Roman als Kritik am sowjetischen Staat konzipiert wurde, lassen sich viele totalitäre Konzepte entdecken, die in der heutigen Zeit auf dem gesamten Globus wiederzufinden sind.

Der Vereinigte Staat ist durch eine Mauer von der wilden Welt abgeschottet, die Häuser sind aus Glas, die Menschen haben keine Namen – sie sind Nummern.

Der Raketenkonstrukteur D-503 führt in seinem Tagebuch durch ein totalitäres Herrschaftssystem, welches auf der unfehlbaren, wahrhaftigen Wissenschaft und Rationalität beruht. Jeder Moment des Tagesablaufs ist vorgegeben, die Arbeit, die Reproduktion und auch die Freizeit, wenn zu musikalischen Klängen aus der Musikfabrik marschiert wird.

Die Beschützer überwachen und bespitzeln die Menschen, die sich nicht als funktionierende Rädchen im Mechanismus abfinden wollen. Jede Abweichung von der mathematisch kalkulierten Norm wird vom Wohltäter drakonisch bestraft. Dabei setzt er neben den Beschützern auf die denunziatorischen Bürger_innen seines Staates. Sie sind seine Augen und Ohren, um alles widerständige im Keim zu ersticken.

Doch eines Tages lernt der staatstreue D-503 Farben, Gefühle und die Freiheit kennen. Sein Arzt diagnostiziert ihm: „Es steht schlecht um Sie! Bei Ihnen hat sich offenbar eine Seele gebildet.“

 

#VirusOfControl

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