Programm November & Dezember 2018
Montag, 26. November, 19 Uhr
Crisis and Containment
Struggles Against the Prison System in England and Wales. A member of British prison abolition networks, will give a background to the current crisis and an overview of abolitionist organising on both sides of the prison walls.
Presentation and discussion in English with German translation.
Samstag, 01. Dezember, 18 Uhr
Auf der Spur
Lesung und Buchvorstellung mit der Autorin
Auf der Spur steht für den roten Faden in Anne Reiches Leben – ihre Suche nach einer politischen Praxis, die reale Veränderungen erkämpft und die gleichzeitig auch ganz für sie selbst stimmt. Das war die Hafenstraße für sie, nach einem holprigen Weg und harten Erfahrungen, die sie aber nie dazu gebracht haben, sich damit abzufinden, dass es nicht weitergeht.
Sie war neunzehn als sie 1965 nach Westberlin zog. Dort wurde sie aktiver Teil der Protestbewegung und der ersten militanten Zusammenhänge. Dreimal verhaftet, schließlich verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Bankraub und Zugehörigkeit zur Bewegung 2. Juni. Insgesamt wurden es zehn Jahre Knast, wo sie zusammen mit den Gefangenen aus der RAF kämpfte und an den kollektiven Hungerstreiks teilnahm.
Nach ihrer Entlassung 1982 ging Anne Reiche nach Hamburg, wo sie den Kampf um die Hafenstraße mitprägte. Mit der Organisation des VIVA St Pauli Konzerts und der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Straße hat sie wesentlich zum Erhalt der Häuser beigetragen. Anne Reiche schreibt direkt und „gerade heraus“, ihre Erinnerungen an bestimmte Menschen, bestimmte Situationen sind oft so lebendig, dass man beim Lesen das Gefühl hat, fast in Echtzeit dabei zu sein.
Zur Autorin
1946 in Esslingen geboren. Ab 1965 in Westberlin Studentenbewegung, Frauenkommune, Bewegung 2. Juni. Zehn Jahre Knast. Ab 1982 in Hamburg. Ab 1984 Hafenstraße.
Samstag, 08. & 22. Dezember, 15 – 19 Uhr
Anti-Google Café: face2face // Der Kampf ist vorbei, oder alles geht weiter?
Einladung zum nächsten Anti-Google Café: face2face am Samstag den 27.10.2018, nach der offiziellen Einstellung des Projektes Google-Campus Berlin.
Google zieht vorerst nicht selber ins Umspannwerk in Kreuzberg, sondern vermietet die 3 000 Quadratmeter weiter an zwei soziale Initiativen, Betterplace und Karuna. Wie diese Strategieänderung von Google zu erklären ist, lässt sich wahrscheinlich erst in nächster Zeit sehen. Dass jedoch die kontinuierlichen Aktionen gegen den Google Campus dazu beigetragen haben, dass Google nicht einfach so nach Kreuzberg kommen kann und sich hier einnistet, kann nicht geleugnet werden. Den (Image) Schaden den Google in letzter Zeit, ausgehend von kleinen und größeren, zumeist informellen Aktionen, davon getragen hat, ließ den Riesen-Konzern in eine neue Charmeoffensive gehen, um noch mehr Schaden abzuwehren. Die Bilder von den Google Bossen in Berlin, wie Rowan Barnett der nun als „sozialer Engel“ den Schlüssel des Umspannwerks irgendeiner sozialen Initiative übergibt, sollen das negative Output was in den Straßen Kreuzbergs in den letzten zwei Jahren artikuliert wurde, verwischen. Google der verantwortungsvolle „Big Brother“, der nicht nur weiß was gut für die Menschheit ist, sondern auch für die Bewohner*innen Kreuzbergs und Berlin.
Die Kritik am Google-Campus war nie nur die der Verdrängung und Mietsteigerung, sondern immer mehr, welche Rolle Google zur Verfeinerung der Herrschaft und Kontrolle spielt. Dieser technologische Fortschritt, bzw. Angriff, hängt nicht alleine an dem Google-Campus, sondern ist allumfassend im herrschenden Diskurs, von neuen Tech-Firmen in Berlin, über Industrie 4.0. zu der politischen Agenda von allen Parteien zur Technologisierung. Der Kampf gegen Google und Co., ist ein Kampf gegen die bestehende Herrschaft und wie sie sich manifestiert. Eine Entlarvung der Lügen der Politiker*innen und selbsternannten „Kiezsprechern“ ist hier unwichtig, denn dies ist ihr Job, den Status Quo zu erhalten und Proteste zu befrieden. Denn eine Stärke des Kampfes gegen den Google-Campus ist sicherlich die breite Weigerung auf Verhandlungen einzugehen, und den politischen Schwätzer*innen nicht die Kontrolle über den Kampf zu geben. Die Änderung der Pläne von Google wurden nicht in den Büros erkämpft, sondern auf der Straße.
Im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich ein Kampf ausgehend von der Verhinderung des Google-Campus entwickelt, der sich gegen den technologischen Angriff und die Umstrukturierung der Macht richtete. Nicht nur Google war das Ziel von Angriffen, sondern die gesamte Tech-Szene, die Herrschaft und diejenigen die diese fördern und verteidigen. In diesen zwei Jahren wurde versucht ein eigenes antagonistisches Projekt gegen diese Welt von der Google und Co. Träumen, zu entwickeln. Einen Kampf, der aus der Eigeninitiative der Beteiligten speist, aus der Kreativität und der Selbstorganisation. Einen Kampf mit der Perspektive der Umwälzung der Verhältnisse, und nicht mit der „lediglichen“ Verhinderung des Campus.
Und was bedeutet dies jetzt, nachdem Google offiziell das Projekt Campus Berlin auf Eis legt? Alles hinzuschmeißen und sich einen neuen „Gegner“ zu suchen? Die Kritik und Angriffe auf Google und andere Tech-Unternehmen unterlassen, da Google nun nicht mehr nach Kreuzberg kommt? Und wenn es eigentlich nie wirklich um das Ziel ging, sondern immer der Weg das Ziel selbst war, dann geht es darauf aufzubauen. Wir blicken zurück auf die letzten zwei Jahre, auf die entstandenen Beziehungen, tiefe Diskussionen, Konflikte, mehr oder weniger kollektive Angriffe, die Erfahrungen die gesammelt wurden, usw. Also stellt sich dann die Frage, wie all dies weiter spinnen?
Lassen wir die Flamme der Revolte brennen!