Apr 22 2020

Buchtipp #4

Normalerweise organisieren wir Veranstaltungen, verleihen Bücher und sind ein Ort für Austausch und Diskussionen. Wir wollen trotz der erzwungenen Pause nicht den Kopf in den Sand stecken und euch darum in nächster Zeit mit einigen Buchvorschlägen versorgen. Aktuell ist es immerhin noch möglich (zumindest in Berlin) sich bei den liebsten Buchläden mit neuem Lesestoff zu versorgen.

Buchläden in Berlin:


Stadt der Rebellion – Omar Robert Hamilton

Stadt der Rebellion von Omar Robert Hamilton ist ein Roman über junge Kämpfer*innen während und nach der Revolution in Ägypten 2011.
Es ist eine Geschichte über den Versuch die eigenen Ideen in einem langwierigen Kampf nicht zu verlieren, in dem sehr schnell die Macht der Straße niedergeschlagen werden soll.
 
Zwei Hauptcharaktere Mariam und Khalid lernen sich in den Gefechten des Tahir Squares kennen. Sie gründen mit Freund*innen das Radio Kairo und sind von den Tagen der Revolution an auf den Beinen und zu allem bereit. Sie diskutieren in jeder freien Minute wie wild über ihr Leben im Ausnahmezustand. Mariam verarztet Verletzte als ungelernte Krankenschwester in den Seitenstraßen des Tahrir. Khalid und seine Freunde machen Interviews mit den Familien der Märtyrer, die in diesen Nächten getötet wurden.
Die Leben der beiden Kämpfenden verändern sich über die Jahre, schrittweise mit jedem neuem Regime. Khalid versucht sich krampfhaft die Szenen der gasumhüllten euporischen Nächte in Erinnerung zu rufen während sich Mariam rastlos in Polit-Arbeit isoliert.

Die Perspektive des Buches springt hin und her und ist geprägt von Tweets, Smartphone Nachrichten und Radiobeiträgen, die auf die persönliche Rekonstruktion des Autors von dieser Zeit hinweisen.
Die Verbindung einer Liebesbeziehung und den Überzeugungen von Menschen, die bereit waren auf dem Tahrir im Alter von 20 Jahren zu sterben, ist mitreißend, ermutigend und traurig zugleich.

„Wir haben sie bekämpft, wir haben ihre Polizeiwachen niedergebrannt, wir haben sie aus unseren Städten verjagt. Sollen sie ruhig noch einmal kommen. Sie haben jetzt Angst vor uns.“

Der Alltag zwischen Steinewerfen, Luft holen, Diskussionen und Propaganda ist teilweise so nachvollziehbar, dass die Ernüchterung über die Entwicklung der Revolution einen zerrüttet und man sich vorwirft, nicht vor Ort gewesen zu sein.

„Was soll man tun, wenn niemand mehr hinschaut?“, fragt Hafez. „Was hat es noch für einen Sinn, Fotos zu machen oder Podcasts zu erstellen, wenn alle schon wissen, was du sagen wirst? Und sie wissen es nicht nur – sie finden es sogar gut.“ „Mariam findet, wir dürfen nicht aufhören.“ „Man muss aber schockieren. Jedes Mal muss schockierender sein als das Mal davor. Was unmöglich ist.“ Wir verfallen in Schweigen. 

Ein Buch, dass all die Zweifel darüber aufwirft, wie es möglich ist weiter zu kämpfen, auch wenn es wohl nie zu jener Veränderung der Verhältnisse kommen wird, die wir uns erträumen. Ein Buch das in eine Bezugsgruppe des Tahrir hinein zoomt, die sich so verbunden anfühlt, dass einem ihre Erlebnisse sehr nahe kommen.

Verlag Klaus Wagenbach Berlin
320 Seiten

#VirusOfControl


Apr 7 2020

Buchtipp #3

Normalerweise organisieren wir Veranstaltungen, verleihen Bücher und sind ein Ort für Austausch und Diskussionen. Wir wollen trotz der erzwungenen Pause nicht den Kopf in den Sand stecken und euch darum in nächster Zeit mit einigen Buchvorschlägen versorgen. Aktuell ist es immerhin noch möglich (zumindest in Berlin) sich bei den liebsten Buchläden mit neuem Lesestoff zu versorgen.

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David Foster Wallace – Unendlicher Spass

Dystopisch allemal, ist dieses Buch für all jene die schwarzen und politisch nicht immer korrekten Humor lieben, ein auf etwa 1500 Seiten schier unendlicher Spass.

Episodenhaft befindet sich werte Leser*in in einer zukünftigen USA die sich mit den Nordamerikanischen Ländern in einer ausgeweiteten Allianz befinden und da die Jahre nach jeweiligen Sponsoren benannt werden spielt das Ganze größtenteils im “Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche”.

Räumlich spielt der Großteil der Handlung in Boston. Einerseits in einer Tennis-Elite-Schule wo Schüler*innen sich mit Drogen volldopen und andererseits in einer Entzugsanstalt auf der anderen Seite der Straße. An den jeweiligen Orten befinden sich zwei der Hauptcharaktere, die auf der Suche nach dem Film “Unendlicher Spass” sind, da sie diesen Film zerstören wollen. Denn wer den Film sieht will nix anderes mehr als ihn immer und immer wieder zu schauen. Menschen vergessen sogar zu essen und somit sterben sie. Das bringt auch die Terrorgruppe aus Quebéc auf den Plan. Die A.F.R., „Assassins des Fauteuils Rollents“. Diese zu exzessiver Gewalt fähigen „Rollstuhlattentäter“ wollen diesen Film auch finden, aber um diesen dann im TV-Programm abzuspielen und damit die USA endgültig auszulöschen.

Zusammenfassend will ich darauf hinweisen (Triggerwarnung), dass dem Buch auch eine Menschenverachtung mitsamt absurdester Brutalität zugrunde liegt: “Hal, der leer, aber nicht blöd ist, postuliert insgeheim, dass das, was sich als hippe zynische Tranzendenz des Gefühls ausgibt, in Wahrheit Furcht vor dem echten Menschsein ist, denn ein echter Mensch (zumindest so wie er ihn begreift) ist wahrscheinlich unvermeidlich sentimental, naiv, schmalzanfällig und ganz allgemein erbärmlich, er ist in seinem innersten Inneren lebenslänglich infantil, ein irgendwie nicht ganz richtig aussehendes Kleinkind, das sich anaklitisch über die Karte schleppt, mit großen feuchten Augen, froschweicher Haut, riesigem Schädel und schmalzigem Dummschwätz.” Es ist auch Hal, der eines Tages nach Hause kommt und einen leckeren Bratengeruch wahrnimmt, sich auf ein schönes Abendessen freut um dann aber feststellen zu müssen, dass sich sein Vater mit dem Kopf in der Mikrowelle das Leben nahm….

Letztlich ist es eine Art Annekdotensammlung, zudem bespickt mit interessanten Fremdwörtern, von denen ich zumindest vorher noch nie gehört habe -anaklitisch bspw. ist ein depressives Syndrom, das bei Säuglingen auftritt. Dennoch bleibt alles verständlich, auch wenn das Lexikon nicht zur Hand ist, aber wer neue Wörter lernen möchte, kann hier auch unendlich fündig werden.

Die Seitenanzahl lässt befürchten, dass mensch sich bemühen und dranbleiben solle, aber die episodenhafte Schreibweise macht es wirklich leichthin möglich das Buch jederzeit aus der Hand zu legen und später wieder in die Geschichte einzutauchen.

 

#VirusOfControl


Apr 5 2020

Buchtipp #2

Normalerweise organisieren wir Veranstaltungen, verleihen Bücher und sind ein Ort für Austausch und Diskussionen. Wir wollen trotz der erzwungenen Pause nicht den Kopf in den Sand stecken und euch darum in nächster Zeit mit einigen Buchvorschlägen versorgen. Aktuell ist es immerhin noch möglich (zumindest in Berlin) sich bei den liebsten Buchläden mit neuem Lesestoff zu versorgen.

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Woher der Wind weht – Ron Jacobs

Die „Weather Underground“ waren eine militante, linksradikale Gruppierung, die in den 60ern und 70ern in den USA aktiv war. Ursprünglich als „Weatherman“ bekannt, spalteten sie sich 1969 vom Sozialistischen demokratischen Studierendenverband (SDS) ab. Über ein Jahrzehnt lang verübten sie mehrere Anschläge auf Ziele und Verantwortliche der amerikanischen Kriegsmaschinerie in Vietnam, sowie Solidaritätsaktionen für die Black Panther Bewegung.

„You don‘t need a weatherman to know which way the wind blows“, war der Titel eines Positionspapier einiger Menschen innerhalb des SDS, welches das Gründungspapier des späteren Weather Underground dar stellte. Das Ziel war es, eine weiße Widerstandsgruppe aufzubauen, um die schwarze Befreiungsbewegung zu unterstützen. Mit diesem Papier machte Weather deutlich, dass sie dem schwarzen Befreiungskampf eine besondere Rolle im breiteren antikapitalistischen Kampf zurechneten. Nach Weathers Analyse fundierte der amerikanische Kapitalismus und Imperialismus auf der Sklaverei und bestehenden Ausbeutung und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung.

Am 4.12.1969 wurden zwei bedeutende Mitglieder der Panther Bewegung bei einer Hausdurchsuchung erschossen. Dieser Mord, sowie die brutale Repressionserfahrung während der „Tage des Zorns“ im Oktober in Chicago, führte zu dem Entschluss der Weatherman in den Untergrund zu gehen.

Schlagartig gingen über hundert Mitglieder von Weather in den Untergrund und bauten über die nächsten Jahre eine gut vernetzte Struktur auf, um das Leben im Untergrund zu organisieren.

Bis in die siebziger Jahre, attackierten der Weather Underground zahlreiche Strukturen. Im Februar 1970 flogen 3 Molotovcocktails auf das Zuhause des Supreme Court Richter, im Juni wurde das Hauptquartier der New Yorker Polizei Ziel eines Angriffs, 1972 explodierte eine Bombe im Pentagon.

Im Jahre 1977 verübte der Weather underground einen letzten Anschlag, in dessen Nachfolge mehrere Mitglieder verhaftet wurden. Trotz intensiver Bemühungen von Seiten des Staates, erzielte die Justiz weder längere Haftstrafen, noch konnten irgendwelche relevanten Informationen über die noch Gesuchten erlangt werden.

Ron Jacbos zeichnet in seinem Buch „Woher der Wind weht“ die Geschichte des Weather Underground nach. Von ihrer Abspaltung vom SDS bis hin zu den letzten Urteilen, die gegen einzelne Mitglieder gefällt wurden. Er veranschaulicht die Strategiewechsel, welche die Organisation über die Jahre hinweg durchlief und ordnet die Geschichte des Weather Underground ein, in die gesellschaftliche Stimmung und Zusammenhänge während der Black Panther- sowie Anti-Kriegs Bewegung.

 

#VirusOfControl


Apr 2 2020

Buchtipp #1

Normalerweise organisieren wir Veranstaltungen, verleihen Bücher und sind ein Ort für Austausch und Diskussionen. Wir wollen trotz der erzwungenen Pause nicht den Kopf in den Sand stecken und euch darum in nächster Zeit mit einigen Buchvorschlägen versorgen. Aktuell ist es immerhin noch möglich (zumindest in Berlin) sich bei den liebsten Buchläden mit neuem Lesestoff zu versorgen.

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Evgenij Samjatin – Wir

„Ich musste viel Unwahrscheinliches über die Zeiten lesen und hören, als die Menschen noch im freien, d.h. im unorganisierten, wilden Zustand waren. Doch als das Unwahrscheinlichste erschien mir immer gerade das: wie konnte die damalige staatliche Regierung – mag sie auch noch im Embryonalzustand gewesen sein – es zulassen, dass die Menschen ohne irgendetwas Ähnliches wie unsere Gebotstafeln lebten, ohne verpflichtende Spaziergänge, ohne genaue Regulierung der Essenszeiten, dass sie aufstanden und sich schlafen legten, wenn es ihnen gerade in den Kopf kam; einige Historiker sagen sogar, es hätten in diesen Zeiten auf den Straßen die ganze Nacht Lichter gebrannt, man sei die ganze Nacht auf den Straßen gegangen und gefahren.“

Tunesien 2020: Überprüfung der Ausgangssperre durch Robocops.

Der dystopische Roman wurde bereits 1920 verfasst und diente als Vorlage für Orwells „1984“ sowie Huxleys „Schöne neue Welt“. Auch wenn dieser Roman als Kritik am sowjetischen Staat konzipiert wurde, lassen sich viele totalitäre Konzepte entdecken, die in der heutigen Zeit auf dem gesamten Globus wiederzufinden sind.

Der Vereinigte Staat ist durch eine Mauer von der wilden Welt abgeschottet, die Häuser sind aus Glas, die Menschen haben keine Namen – sie sind Nummern.

Der Raketenkonstrukteur D-503 führt in seinem Tagebuch durch ein totalitäres Herrschaftssystem, welches auf der unfehlbaren, wahrhaftigen Wissenschaft und Rationalität beruht. Jeder Moment des Tagesablaufs ist vorgegeben, die Arbeit, die Reproduktion und auch die Freizeit, wenn zu musikalischen Klängen aus der Musikfabrik marschiert wird.

Die Beschützer überwachen und bespitzeln die Menschen, die sich nicht als funktionierende Rädchen im Mechanismus abfinden wollen. Jede Abweichung von der mathematisch kalkulierten Norm wird vom Wohltäter drakonisch bestraft. Dabei setzt er neben den Beschützern auf die denunziatorischen Bürger_innen seines Staates. Sie sind seine Augen und Ohren, um alles widerständige im Keim zu ersticken.

Doch eines Tages lernt der staatstreue D-503 Farben, Gefühle und die Freiheit kennen. Sein Arzt diagnostiziert ihm: „Es steht schlecht um Sie! Bei Ihnen hat sich offenbar eine Seele gebildet.“

 

#VirusOfControl


Jan 28 2020

Sonntag 02.02.20 closed -> entsichern.noblogs.org

Am Sonntag bleibt der Laden zu!

Wir sind stattdessen auf dem Entsichern-Kongress mit Büchertisch.


Jan 6 2020

Wiedereröffnung

Liebe Freund_innen, Gefährt_innen und Bücherwürmer_innen,

ihr habt lange drauf gewartet. Nach einer unendlichen Odyssee von Renovierungsarbeiten eröffnet endlich wieder eure anarchistische Lieblings-Bibliothek. Wir wollen die Wiedereröffnung gemeinsam mit euch bei Kaffee und Kuchen am Sonntag den 19.01. ab 13 Uhr feierlich begehen. Natürlich könnt ihr an dem Tag Bücher ausleihen und auch gerne zurückbringen, mit uns quatschen oder einfach nur die neue Inneneinreichtung bewundern.

Ab sofort sind wir auch wieder zu den regulären Öffnungszeiten hier anzutreffen.

Freitags: 14 – 19 Uhr
Sonntags: 15 – 19 Uhr


Apr 10 2019

Programm April & Mai 2019

Sonntag 14. April, 17 Uhr

DELETE – Buchvorstellung und Diskussion

DELETE! Digitalisierte Fremdbestimmung
Das çapulcu redaktionskollektiv untersucht in DELETE! die aktuelle Transformation des Kapitalismus – und damit auch der Machtverhältnisse – durch den technologischen Angriff. Der Einfluss der Tech-Giganten auf die Ökonomisierung der entlegensten Lebensbereiche nimmt stetig zu, während klassische politische Institutionen an Bedeutung verlieren. Soziale Punktesysteme verlängern mit ihrem permanenten ›Rating‹ und ›Scoring‹ die Reichweite der lenkenden Disziplinierung weit über die direkte Ausbeutung im Arbeitsverhältnis hinaus.

Doch mit welchen Methoden und Zukunftsvisionen überformen Unternehmen wie Facebook, Google, Amazon & Co. unsere Kommunikation und unser Denken? Wie verändern sich angesichts einer zunehmend digitalisierten Fremdbestimmung die Bedingungen für Autonomie und soziale Revolte? Und wie lässt sich die beabsichtigte Vereinzelung und Entsolidarisierung bekämpfen?

Im Zentrum des Buches steht erneut die Selbstbehauptung, also der vielfältige Widerstand gegen den umfassenden technologischen Angriff unserer Zeit. »Dabei fällen wir nicht«, so die Autor*innen, »das lächerliche Urteil, dass Technologie grundsätzlich ›schlecht‹ ist. Aus welcher – ohnehin historisch bedingten – Ethik heraus sollten wir das auch tun? Wir sagen, sie ist Gewalt und sozialer Krieg. Unsere Kritik richtet sich deshalb vielmehr gegen die technologische Aneignung von Lebensprozessen.«


Freitag 10. Mai, 20Uhr

Diskussion: Outlaw – Debattenbeitrag zu offensiven Prozessstrategien

(Im Rahmen des Subversiven Mai)

Anlässlich diverser Dikussionen über den Umgang mit Repression und Prozessstrategien soll mit einer neuen Broschüre weiter dazu angeregt werden, sich mit den Handlungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Der theoretische Ausgangspunkt bezüglich dieser Möglichkeiten basiert auf dem Willen zur Offensive gegenüber jeglicher Autorität, die unser Leben bestimmen will. Es geht nicht darum ein bloße Attitüde zu erzwingen, sondern darum die Herrschaftsfeindlichkeit mit einer Glaubwürdigkeit zu bewaffnen, die durch die Kohärenz zwischen unseren Ideen und Taten entsteht. Dieses Bewusstsein bestückt unser Handeln mit einen unwiderruflichen und inspirierenden Wiedererkennungsfaktor.


Dienstag 14. Mai, 19 Uhr

DISKUSSION: Fall of AI – Ein Aufruf zum Kampf gegen „Künstliche Intelligenz“ als Teil der technologischen Herrschaft

Am 15. und 16. Mai findet in Berlin die jährliche Messe „RISE OF AI“ („AUFSTIEG DER KI“) statt, die europaweit größte Messe zu „Künstlicher Intelligenz (KI)“. Neben Firmen, die im Bereich „KI“ forschen und entwickeln, kommen auch Vertreter*innen aus der Politik, die Deutschland zum führenden Entwicklungsstandort für „KI“ machen will. Ein weiterer Anlass den technologischen Angriff gegen die Selbstbestimmung anzugehen, im Konflikt mit den Ideen und Strukturen der vorantreibenden Firmen, Institutionen und ihren heiligen Messen. Wir wollen anhand des Textes „Fall of AI“ über KI, technologische
Herrschaft und Handlungsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben diskutieren.

den Text gibt es hier:
https://de.indymedia.org/node/32270


Donnerstag 16. Mai, 19 Uhr

Klandestinität. Input & Diskussion

Es ist wohl nicht verwunderlich, dass der Staat all jene verfolgt, die ihn bekämpfen oder durch ihre bloße Existenz in Frage stellen. Um uns nicht irgendwann dieser Unterdrückung zu beugen, müssen wir uns den Konsequenzen unseres Handelns bewusst sein.

„Illegalität ist wie ein Tritt in Hundescheisse, es kann allen passieren!“

Ein Leben in Klandestinität war schon immer Teil eines anarchistischen/revolutionären Kampfes, doch wo stehen wir heute?

Wir wollen uns Zeit nehmen um über die verschiedenen Facetten des Untertauchens zu sprechen und Fragen aufzuwerfen, die weit weg scheinen und doch näher gehen als uns lieb ist. Wir wollen Auseinandersetzungen teilen, um mit dem Tabu zu brechen sowie Ängste und Illusionen abzuschütteln, die uns an einem offensiven Umgang hindern.

(Im Rahmen des Subversiven Mai)


Jan 26 2019

Programm Februar 2019

Freitag, 8 Februar, 20 Uhr

„Pre – Crime“ Dokumentarfilm von Monika Hielscher und Matthias Heeder 2017

Im Rahmen der Proteste gegen den diesjährigen europäischen Polizeikongress zeigen wir die Doku „Pre-Crime“ um uns mit einigen Aspekten der zunehmend datenbasierten Bullenarbeit zu beschäftigen.

Die Doku zeigt auf, dass das Vorhersagen von „Verbrechen“ längst nicht mehr Sciencefiction ist, sondern im Alltag vieler Sicherheitsbehörden angekommen ist. Diese Methode nennt sich „Predictive Policing“, was bedeutet, dass mit Hilfe der entsprechenden Software, Daten aus dem Internet und den Behördendatenbanken genutzt werden, um zu prognostizieren wo und wann ein „Verbrechen“ stattfinden wird. Der Algorithmus lernt durch das Einspeisen von Big Data und zieht entsprechende Schlüsse daraus. Wie die meisten neuen Technologien wird auch dieses Verfahren von den fanatischen Law and Order – Fans gefeiert, ungeachtet davon, was dies für Folgen nach sich zieht. Neben der Stigmatisierung von gewissen Orten, reproduzieren diese Algorithmen rassistische Stereotypen oder lassen unangepassten Jugendliche zu Schwerverbrecher werden. Der Glaube an die vermeintliche Neutralität dieser Technologien führt dazu, dass sich am Schluss kein Schwein dafür verantwortlich fühlt. Diese Entwicklung stellt ein weiterer Angriff auf unsere Freiheit dar und deswegen sollten wir uns mit diesen Veränderungen der Polizeiarbeit beschäftigen und nicht zuletzt um Verantwortliche, die sich auch dieses Jahr wieder auf dem Polizeikongress herumtreiben werden, zu benennen.


Samstag, 9. & 23. Februar, 15 Uhr

Café: face2face (Post-Google Café)

Als Teil eines selbst-organisierten und informellen Kampfes gegen den Google-Campus entstand das Anti-Google Café: face2face. Nach der Änderung der Pläne von Google, vorerst nicht selber ins Umspannwerk zu ziehen, geht der „technologische Angriff“ dennoch weiter… So ist es weiterhin notwendig Räume zu schaffen, in denen man sich von Angesicht zu Angesicht treffen kann, um Gemeinsamkeiten und eine Veilfalt von Methoden zu ergründen und, um die Ohnmacht und die Herrschaftsverhältnisse zu bekämpfen.

Das neue Café: face2face (Post-Google Café) ist ein Bezugspunkt für einen informellen und selbst-organisierten Kampf gegen den fortschreitenden technologischen Angriff und für selbstbestimmtes Leben. Es bietet Raum für Begegnung, Austausch, Streit, Informationen, Diskussionen und Koordinierung.

Das Café versteht sich als Teil eines antagonistischen Projekts gegen die (Tech) Herrschaft. Eine Offensive, die nicht um Erlaubnis fragt und nicht an die Politik und die Herrschenden & ihre Verterter*Innen appelliert.

Kreativ & direkt!


Nov 23 2018

Programm November & Dezember 2018

Montag, 26. November, 19 Uhr

Crisis and Containment

Struggles Against the Prison System in England and Wales. A member of British prison abolition networks, will give a background to the current crisis and an overview of abolitionist organising on both sides of the prison walls.

Presentation and discussion in English with German translation.


Samstag, 01. Dezember, 18 Uhr

Auf der Spur

Lesung und Buchvorstellung mit der Autorin

Auf der Spur steht für den roten Faden in Anne Reiches Leben – ihre Suche nach einer politischen Praxis, die reale Veränderungen erkämpft und die gleichzeitig auch ganz für sie selbst stimmt. Das war die Hafenstraße für sie, nach einem holprigen Weg und harten Erfahrungen, die sie aber nie dazu gebracht haben, sich damit abzufinden, dass es nicht weitergeht.

Sie war neunzehn als sie 1965 nach Westberlin zog. Dort wurde sie aktiver Teil der Protestbewegung und der ersten militanten Zusammenhänge. Dreimal verhaftet, schließlich verurteilt wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Bankraub und Zugehörigkeit zur Bewegung 2. Juni. Insgesamt wurden es zehn Jahre Knast, wo sie zusammen mit den Gefangenen aus der RAF kämpfte und an den kollektiven Hungerstreiks teilnahm.

Nach ihrer Entlassung 1982 ging Anne Reiche nach Hamburg, wo sie den Kampf um die Hafenstraße mitprägte. Mit der Organisation des VIVA St Pauli Konzerts und der Entwicklung des Konzepts der Sozialen Straße hat sie wesentlich zum Erhalt der Häuser beigetragen. Anne Reiche schreibt direkt und „gerade heraus“, ihre Erinnerungen an bestimmte Menschen, bestimmte Situationen sind oft so lebendig, dass man beim Lesen das Gefühl hat, fast in Echtzeit dabei zu sein.

Zur Autorin
1946 in Esslingen geboren. Ab 1965 in Westberlin Studentenbewegung, Frauenkommune, Bewegung 2. Juni. Zehn Jahre Knast. Ab 1982 in Hamburg. Ab 1984 Hafenstraße.


Samstag, 08. & 22. Dezember, 15 – 19 Uhr

Anti-Google Café: face2face // Der Kampf ist vorbei, oder alles geht weiter?

Einladung zum nächsten Anti-Google Café: face2face am Samstag den 27.10.2018, nach der offiziellen Einstellung des Projektes Google-Campus Berlin.

Google zieht vorerst nicht selber ins Umspannwerk in Kreuzberg, sondern vermietet die 3 000 Quadratmeter weiter an zwei soziale Initiativen, Betterplace und Karuna. Wie diese Strategieänderung von Google zu erklären ist, lässt sich wahrscheinlich erst in nächster Zeit sehen. Dass jedoch die kontinuierlichen Aktionen gegen den Google Campus dazu beigetragen haben, dass Google nicht einfach so nach Kreuzberg kommen kann und sich hier einnistet, kann nicht geleugnet werden. Den (Image) Schaden den Google in letzter Zeit, ausgehend von kleinen und größeren, zumeist informellen Aktionen, davon getragen hat, ließ den Riesen-Konzern in eine neue Charmeoffensive gehen, um noch mehr Schaden abzuwehren. Die Bilder von den Google Bossen in Berlin, wie Rowan Barnett der nun als „sozialer Engel“ den Schlüssel des Umspannwerks irgendeiner sozialen Initiative übergibt, sollen das negative Output was in den Straßen Kreuzbergs in den letzten zwei Jahren artikuliert wurde, verwischen. Google der verantwortungsvolle „Big Brother“, der nicht nur weiß was gut für die Menschheit ist, sondern auch für die Bewohner*innen Kreuzbergs und Berlin.

Die Kritik am Google-Campus war nie nur die der Verdrängung und Mietsteigerung, sondern immer mehr, welche Rolle Google zur Verfeinerung der Herrschaft und Kontrolle spielt. Dieser technologische Fortschritt, bzw. Angriff, hängt nicht alleine an dem Google-Campus, sondern ist allumfassend im herrschenden Diskurs, von neuen Tech-Firmen in Berlin, über Industrie 4.0. zu der politischen Agenda von allen Parteien zur Technologisierung. Der Kampf gegen Google und Co., ist ein Kampf gegen die bestehende Herrschaft und wie sie sich manifestiert. Eine Entlarvung der Lügen der Politiker*innen und selbsternannten „Kiezsprechern“ ist hier unwichtig, denn dies ist ihr Job, den Status Quo zu erhalten und Proteste zu befrieden. Denn eine Stärke des Kampfes gegen den Google-Campus ist sicherlich die breite Weigerung auf Verhandlungen einzugehen, und den politischen Schwätzer*innen nicht die Kontrolle über den Kampf zu geben. Die Änderung der Pläne von Google wurden nicht in den Büros erkämpft, sondern auf der Straße.

Im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich ein Kampf ausgehend von der Verhinderung des Google-Campus entwickelt, der sich gegen den technologischen Angriff und die Umstrukturierung der Macht richtete. Nicht nur Google war das Ziel von Angriffen, sondern die gesamte Tech-Szene, die Herrschaft und diejenigen die diese fördern und verteidigen. In diesen zwei Jahren wurde versucht ein eigenes antagonistisches Projekt gegen diese Welt von der Google und Co. Träumen, zu entwickeln. Einen Kampf, der aus der Eigeninitiative der Beteiligten speist, aus der Kreativität und der Selbstorganisation. Einen Kampf mit der Perspektive der Umwälzung der Verhältnisse, und nicht mit der „lediglichen“ Verhinderung des Campus.

Und was bedeutet dies jetzt, nachdem Google offiziell das Projekt Campus Berlin auf Eis legt? Alles hinzuschmeißen und sich einen neuen „Gegner“ zu suchen? Die Kritik und Angriffe auf Google und andere Tech-Unternehmen unterlassen, da Google nun nicht mehr nach Kreuzberg kommt? Und wenn es eigentlich nie wirklich um das Ziel ging, sondern immer der Weg das Ziel selbst war, dann geht es darauf aufzubauen. Wir blicken zurück auf die letzten zwei Jahre, auf die entstandenen Beziehungen, tiefe Diskussionen, Konflikte, mehr oder weniger kollektive Angriffe, die Erfahrungen die gesammelt wurden, usw. Also stellt sich dann die Frage, wie all dies weiter spinnen?

Lassen wir die Flamme der Revolte brennen!


Okt 21 2018

Programm Oktober 2018

Samstag 27. Oktober, 15 Uhr

Anti-Google Café: face2face // Der Kampf ist vorbei, oder alles geht weiter?

Einladung zum nächsten Anti-Google Café: face2face am Samstag den 27.10.2018, nach der offiziellen Einstellung des Projektes Google-Campus Berlin.

Google zieht vorerst nicht selber ins Umspannwerk in Kreuzberg, sondern vermietet die 3 000 Quadratmeter weiter an zwei soziale Initiativen, Betterplace und Karuna. Wie diese Strategieänderung von Google zu erklären ist, lässt sich wahrscheinlich erst in nächster Zeit sehen. Dass jedoch die kontinuierlichen Aktionen gegen den Google Campus dazu beigetragen haben, dass Google nicht einfach so nach Kreuzberg kommen kann und sich hier einnistet, kann nicht geleugnet werden. Den (Image) Schaden den Google in letzter Zeit, ausgehend von kleinen und größeren, zumeist informellen Aktionen, davon getragen hat, ließ den Riesen-Konzern in eine neue Charmeoffensive gehen, um noch mehr Schaden abzuwehren. Die Bilder von den Google Bossen in Berlin, wie Rowan Barnett der nun als „sozialer Engel“ den Schlüssel des Umspannwerks irgendeiner sozialen Initiative übergibt, sollen das negative Output was in den Straßen Kreuzbergs in den letzten zwei Jahren artikuliert wurde, verwischen. Google der verantwortungsvolle „Big Brother“, der nicht nur weiß was gut für die Menschheit ist, sondern auch für die Bewohner*innen Kreuzbergs und Berlin.

Die Kritik am Google-Campus war nie nur die der Verdrängung und Mietsteigerung, sondern immer mehr, welche Rolle Google zur Verfeinerung der Herrschaft und Kontrolle spielt. Dieser technologische Fortschritt, bzw. Angriff, hängt nicht alleine an dem Google-Campus, sondern ist allumfassend im herrschenden Diskurs, von neuen Tech-Firmen in Berlin, über Industrie 4.0. zu der politischen Agenda von allen Parteien zur Technologisierung. Der Kampf gegen Google und Co., ist ein Kampf gegen die bestehende Herrschaft und wie sie sich manifestiert. Eine Entlarvung der Lügen der Politiker*innen und selbsternannten „Kiezsprechern“ ist hier unwichtig, denn dies ist ihr Job, den Status Quo zu erhalten und Proteste zu befrieden. Denn eine Stärke des Kampfes gegen den Google-Campus ist sicherlich die breite Weigerung auf Verhandlungen einzugehen, und den politischen Schwätzer*innen nicht die Kontrolle über den Kampf zu geben. Die Änderung der Pläne von Google wurden nicht in den Büros erkämpft, sondern auf der Straße.

Im Laufe der letzten zwei Jahre hat sich ein Kampf ausgehend von der Verhinderung des Google-Campus entwickelt, der sich gegen den technologischen Angriff und die Umstrukturierung der Macht richtete. Nicht nur Google war das Ziel von Angriffen, sondern die gesamte Tech-Szene, die Herrschaft und diejenigen die diese fördern und verteidigen. In diesen zwei Jahren wurde versucht ein eigenes antagonistisches Projekt gegen diese Welt von der Google und Co. Träumen, zu entwickeln. Einen Kampf, der aus der Eigeninitiative der Beteiligten speist, aus der Kreativität und der Selbstorganisation. Einen Kampf mit der Perspektive der Umwälzung der Verhältnisse, und nicht mit der „lediglichen“ Verhinderung des Campus.

Und was bedeutet dies jetzt, nachdem Google offiziell das Projekt Campus Berlin auf Eis legt? Alles hinzuschmeißen und sich einen neuen „Gegner“ zu suchen? Die Kritik und Angriffe auf Google und andere Tech-Unternehmen unterlassen, da Google nun nicht mehr nach Kreuzberg kommt? Und wenn es eigentlich nie wirklich um das Ziel ging, sondern immer der Weg das Ziel selbst war, dann geht es darauf aufzubauen. Wir blicken zurück auf die letzten zwei Jahre, auf die entstandenen Beziehungen, tiefe Diskussionen, Konflikte, mehr oder weniger kollektive Angriffe, die Erfahrungen die gesammelt wurden, usw. Also stellt sich dann die Frage, wie all dies weiter spinnen?

Lassen wir die Flamme der Revolte brennen!


Sunday, 28th of October at 7pm

ANTI – GENTRIFICATION STRUGGLE AND REPRESSION ON ANARCHISTS IN HAMILTON, CANADA

On the 3th of March of this year, in Hamilton, Canada, after an Anarchist Bookfair, there were an illegal demo in Locke street, the gentrified place of this city, where windows of yuppy stores and luxury cars were smashed.

The reaction toward such an attack against thesocial peace came immediately from the good citizens, the local right-wings, the politicians, journalists and the cops.

Once more, anarchists were designated as the enemies of the society (whether we see this negative or positive).

As answers to this small destructive event, The Tower, the local anarchist library, was attacked several times by right-wing groups; a house, where comrades were living, was raided by the SWAT, entering with flash-grenades; a comrade was send to jail for 40 days, with the primary charge of conspiracy to commit unlawful assembly while masked, and since then, has been on house arrest (for 6 months); and 7 more comrades got accused of being part of this demo (while the cops were initially claiming to be looking for 30 people).

At the same time, the circle A was classified by the City authorities as a hate symbol.

Also, it took months to the anarchists of Hamilton to realize that informations about this destructive demo came from an infiltrated cop, as it already happened in 2010 for the G20 of Toronto, where two of the co-accused of the Lock street case were also sentenced.

Pretty soon, probably in early November, there will be the trial of the 8 co-accused. In the meantime, if you want to hear more about the case, and discuss about it, you can come on:

Sunday 28th of October at 19h in Kalabalik